Faktencheck Sommer 2025 im Alpenraum

Hotellerie
Faktencheck Sommer 2025 im Alpenraum
Controlling & Benchmarks Hotellerie Gastronomie

Stefan Brida, MA
Senior Berater
Innsbruck, Österreich
stefan.brida@kohl-partner.at+43 512 214315+43 664 11 09 269Zum AutorKohl > Partner, die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (OeHT) und die Prodinger Tourismusberatung haben die aktuellen Kennzahlen der österreichischen Ferienhotellerie ausgewertet. Der Branchenvergleich gilt als größtes Benchmarking im Alpenraum in der Hotellerie mit heuer erstmalig über 1.000 Betrieben. Als bewährte Kooperationspartner sind auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) -Fachverband Hotellerie, die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) sowie der OeKB > ESG Data Hub beim Fitness-Check dabei.
Der „Fitness-Check 2025 für Hotels“ zeigt, dass die Auslastung in vielen Betrieben auf gutem Niveau bleibt, die Energiepreise sich nach ihrem Allzeithoch etwas abgeflacht haben und der Wareneinsatz in % der Gesamterlöse leicht gesenkt werden konnte. Gleichzeitig setzen kollektivvertragliche Lohnerhöhungen und dadurch weiter steigende Mitarbeiterkosten die Betriebsergebnisse massiv unter Druck – das operative Betriebsergebnis (GOP) hat sich, prozentual auf den Umsatz bemessen, auf einem historisch niedrigen Niveau eingependelt. ESG-Kennzahlen sind nunmehr fixer Bestandteil des Fitness-Checks. Diese stellen eine verlässliche Grundlage für eine zukunftsorientierte und wettbewerbsfähige Unternehmensstrategie dar.
Die Auslastung, gemessen in Vollbelegstagen (VBT), konnte insgesamt leicht gesteigert werden. Besonders die 3- und 3-Sterne-Superior-Hotellerie verzeichnete ein Plus, während die höheren Kategorien nur noch geringe Zuwächse zeigen.
Beim Gesamtumsatz je Zimmer fällt das Bild differenzierter aus:
„Im Vergleich zum Jahr 2023 waren keine wesentlichen Umsatzsprünge mehr möglich. Die fortlaufenden Preisanpassungen im Beherbergungsbereich wirken zwar — können jedoch die massiven Kostensteigerungen nur teilweise kompensieren“, analysiert Stefan Brida, MA, Senior Berater bei Kohl & Partner.
Besonders deutlich zeigt sich der Druck bei den Mitarbeiterkosten. Diese steigen im Median in allen Kategorien weiter um rund fünf bis sieben Prozent. Der Mitarbeiteraufwand je Vollzeitäquivalent (VZÄ) findet sich im oberen Quartil mittlerweile in allen Kategorien bei über 50.000 Euro pro Jahr wieder, der Median liegt bei 45.000 bis 48.000 Euro.
Dies zeigt, dass Mitarbeitende nach wie vor der zentrale Kostenfaktor sind und der Mitarbeiteraufwand in vielen Betrieben auf Rekordniveau angestiegen ist, was den Druck auf die Gewinnmargen erheblich verstärkt.
Auch die Struktur der Kosten verändert sich: Während die Wareneinsatz-Quote leicht zurückgeht, wächst der Anteil der Mitarbeiterkosten am Gesamtaufwand weiter an. Viele Betriebe arbeiten daher trotz guter Auslastung mit sehr engen Margen.
Die Energieaufwände haben sich nach den starken Sprüngen der vergangenen Jahre auf entsprechendem Niveau stabilisiert. In Relation zum Umsatz sind keine weiteren dramatischen Ausschläge zu erkennen, sondern eher eine leichte Verflachung der Energiepreise.
Die gute Nachricht ist, dass der Energieschock der letzten Jahre nicht in gleicher Dynamik weitergeht und die Kostenkurve sich abflacht. Die schlechte Nachricht jedoch ist, dass das neue Normal weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Betriebe, die in Energieeffizienz und erneuerbare Energien investiert haben, profitieren nun davon.
Parallel dazu ist erkennbar, dass viele Betriebe ihre Marketingbudgets kritisch überprüfen: Der Marketingaufwand in Relation zum Umsatz geht tendenziell minimal zurück. Angesichts des intensiven Wettbewerbs birgt diese Entwicklung Chancen und Risiken, denn Einsparungen dürfen nicht zu Lasten der Sichtbarkeit und Positionierung gehen.
Beim GOP in % des Umsatzes zeigt der Fitness-Check 2025 ein ernüchterndes Bild:
In Euro gerechnet, also beim GOP pro Zimmer, sind insgesamt über alle Betriebstypen leichte Steigerungen im Median sichtbar.
Erfolgreiche Hotellerie erfordert heute, dass gleichzeitig an mehreren Stellschrauben gedreht wird. Die klassischen Hebel wie die Steigerung der Auslastung und das Anheben der Preise reichen nicht mehr aus. Entscheidend sind eine klare Positionierung, effiziente Abläufe, eine professionelle Preispolitik und ein bewusstes Mitarbeitermanagement. Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist das Wissen über die eigenen ESG-Kennzahlen. Eine fundierte Auseinandersetzung mit diesen Zahlen bietet Wettbewerbsvorteile und hilft, Kosten zu senken, da Nachhaltigkeitskennzahlen zunehmend ein zentraler Erfolgsfaktor sind.
In Summe zeigen die Ergebnisse des Fitness-Checks 2025 keine Schreckensszenarien, aber auch keine Entwarnung:
„Die Branche ist aktuell weit entfernt von einer Ertragskatastrophe, aber ebenso weit von entspannten Verhältnissen“, bringen es die Herausgeber des Fitness-Checks auf den Punkt. „Wer die kommenden Jahre gut durchsteuern will, muss sich ehrlich vergleichen, konsequent an den Kosten- und Ertragshebeln arbeiten und den eigenen Betrieb strategisch weiterentwickeln.“
Trotz eines schwierigen Marktumfeld zeigt sich die Branche damit weiterhin krisenresistent – für Jubelstimmung ist es allerdings deutlich zu früh.
Der „Fitness-Check“ ist eine gemeinsame Kennzahlen- und Benchmarkanalyse der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT), der Prodinger Tourismusberatung und Kohl > Partner und umfasst das größte Benchmarking im Alpenraum in der Hotellerie mit heuer erstmalig über 1.000 Betrieben. Und auf Basis einheitlicher Auswertungsstandards (u.a. STAHR – Standard der Abrechnung für Hotels und Restaurants) werden die Jahresabschlüsse österreichischer Ferienhotels ausgewertet und nach Kategorien und Kennzahlengruppen (Umsatz, Kosten, Energie, Finanzierung, ESG, etc.) vergleichbar gemacht. Der Fitness-Check unterstützt Hotels, Banken und Entscheidungsträger bei Standortbestimmung, Investitionsentscheidungen und strategischer Weiterentwicklung.
Der Fitnesscheck steht hier zum Download bereit:
Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Stefan Brida.