Qualität  Destination  Hotellerie  Kooperation  Gastronomie 

06.12.2023
uservon Alexander Seiz
Dipl.-BW (FH) Alexander Seiz

Dipl.-BW (FH) Alexander Seiz

Geschäftsführer

Stuttgart, Deutschland

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Tourismus & Wirtschaft – wie können wir besser voneinander profitieren?

Dass die Tourismuswirtschaft mit Restaurants, Einzelhandel und vielleicht auch landwirtschaftlichen Betrieben zusammenarbeitet und diese voneinander profitieren, ist auf den ersten Blick klar. Doch dass auch Unternehmen aus klassischen Industriebranchen oder dem Handwerk ein Interesse am Tourismus vor der eigenen Tür entwickeln, ist eine eher neue Entwicklung.

Win-Win-Situationen und Profit auf beiden Seiten
Egal ob Großstadt, Speckgürtel oder Ländlicher Raum - viele Destinationen haben bekannte oder starke Industrieunternehmen in der Region. Sie strahlen nicht nur nach außen und tragen zur Attraktivität und Bekanntheit der Gesamtregion bei, sondern sind auch nach innen ein wichtiger Identitätsträger für die Bevölkerung.

Auf der anderen Seite verbessert der Tourismus das Freizeitangebot in der Destination und trägt damit zu einer hohen Freizeit- und Lebensqualität der Region bei. Als wichtige Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort findet dies wiederum seinen Niederschlag als weicher Standortfaktor im Employer Branding großer Wirtschaftsunternehmen.
Viele Potenziale und Synergien also, die sich durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Tourismus strategisch nutzen lassen.
Aber welche Möglichkeiten zur Kooperation mit branchenfremden Unternehmen gibt es überhaupt und welche Erfahrungen sind hierzu vorhanden?

Vier strategische Kooperationsfelder
Grundsätzlich sieht Kohl > Partner vier mögliche Kooperationsfelder.

1. Gemeinsame Gestaltung neuer Angebote und Anziehungspunkte

Ein mögliches Kooperationsfeld ist die Schaffung gemeinsamer Angebote, die sowohl für die Kundinnen und Kunden des Wirtschaftsunternehmens als auch für die Gäste der Destination interessant sind. So werden über Museen, Markenerlebniswelten, Werksführungen oder Factory-Outlets Anziehungspunkte geschaffen, die für Gäste von Interesse sind und gleichzeitig den Umsatz und den Bekanntheitsgrad des jeweiligen Unternehmens steigern.
Doch auch in kleinerem Maßstab sind Kooperationen denkbar, z.B. in Form von einzigartigen Souvenirs, die von ansässigen Firmen produziert und über die Kanäle der Tourismusorganisationen vertrieben werden.

Für Wirtschaftsunternehmen können Kooperationen mit dem Tourismus auch dann interessant sein, wenn ihnen dadurch der Zugang zu einer großen Gruppe von Testpersonen erschlossen wird. So können sie ihre Produkte oder Technologien in der Praxis erproben oder Daten zum Nutzerverhalten erheben, während den Gästen wiederum außergewöhnliche oder vergünstigte Erlebnisse geboten werden und sie Neues ausprobieren können. Ein Beispiel dafür ist das Mobilitätszentrum Münsingen auf der Schwäbischen Alb: Die Leih-E-Bikes sind mit von Bosch bereitgestellten Nyon Bordcomputern (also Navigationsgeräten) ausgestattet, auf denen 14 Touren vorinstalliert sind. Dem Gast wird damit ein attraktives Angebot gemacht, während Bosch durch das Feedback der Kund:innen sowie die Auswertung verschiedener Daten seine Systeme weiterentwickeln und sich gleichzeitig bei einer potenziellen Kundengruppe positionieren kann.

2. Marketing & Profilschärfung

Gemeinsame Marketingaktionen von Destinationen und Wirtschaftsunternehmen steigern die Bekanntheit beider Seiten und erschließen neue Absatzwege. Das beginnt bei kleinen, einmaligen Aktionen wie gemeinsamen Werbe- oder Rabattaktionen und geht bis zu langfristigen, strategischen Markenpartnerschaften.
Eine (bisher einmalige) Kooperation ist z.B. die Schwäbische Alb eingegangen: Auf 2 Millionen Wasserflaschen der Marke „EiszeitQuell“ bewarb sie Erlebnistipps, die mit der AlbCard kostenfrei erlebbar sind. Sie schuf die heutige Mineralwasserquelle, prägt bis heute die Geologie der Schwäbischen Alb und ist die Grundlage verschiedener Attraktionen. Entsprechend können beide Partner vom Imagetransfer dieser Kooperation profitieren.
Zusätzlich können Produkte von Unternehmen in der touristischen Außenkommunikation und der Destinationsmarke verwendet werden, um eine Verbindung zwischen Produkt und Destination herzustellen. Um die Positionierung herum können weitere Produkte und Angebote wie Merchandising-Artikel, Events oder Führungen aufgebaut werden.
Neben einzelnen Unternehmen eignen sich auch prägende Branchen oder Wirtschaftscluster für eine touristische Positionierung, also eine Kooperation mit mehreren Partnerunternehmen.

3. Standortentwicklung als regionale Aufgabe

Seit einigen Jahren kommt dem Thema „Lebensraummanagement“ in der Arbeit der Tourismusorganisationen eine steigende Bedeutung zu. Gemeinsame Interessenbereiche können in der Abstimmung der Standortwerbung liegen, bei dem die Marketingmaterialien und der touristische Content zur Standortwerbung genutzt werden oder den Betrieben für das eigene Employer Branding und das Onboarding zur Verfügung stehen. Möglich ist auch eine Beteiligung der Unternehmen bei Investitionen in touristische Infrastrukturen.

Die lokale Tourismusorganisation kann mit ihrem Know-how außerdem bei der Organisation von einzigartigen Firmen- und Mitarbeiter-Events in der Region unterstützen. Mitarbeitenden von Partnerunternehmen können außerdem Vergünstigungen bei touristischen Anbietern eingeräumt werden. In beiden Fällen profitiert die Tourismuswirtschaft durch eine höhere Wertschöpfung, während die Wirtschaftsunternehmen ihren Mitarbeitenden und Partner:innen attraktive Angebote unterbreiten können. Strategisch umgesetzt wird diese Möglichkeit aktuell vom Remstal Tourismus e.V., der verschiedene Serviceleistungen für Wirtschaftsunternehmen der Region entwickelt hat und von denen die touristischen Betriebe vor Ort profitieren. Dazu gehören z.B. Tagungsservices, Geschenkkörbe mit regionalen Produkten und die Remstal JOBCARD.

4. Interne Weiterentwicklung

Auch interne Strukturen können von Kooperationen zwischen Tourismusorganisationen und Wirtschaftsunternehmen profitieren. Denkbar ist hier insbesondere der Know-how-Transfer im Rahmen eines gegenseitigen Erfahrungsaustauschs oder von Schulungen. Großunternehmen haben oft einen deutlichen Vorsprung bei der Integration von Technologien und der Digitalisierung von Arbeitsabläufen. Tourismusunternehmen hingegen verfügen über hohe Kompetenzen im Umgang mit Kundinnen und Kunden in puncto Servicequalität und emotionaler Vermittlung von Produkten. Daraus können vor allem solche Unternehmen einen Nutzen ziehen, bei denen der Kontakt mit den Endkundinnen und -kunden nicht zum Tagesgeschäft gehört.

Praktischer Leitfaden als Arbeitshilfe
Erfolgreiche Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen aufzubauen, ist ein herausforderndes Unterfangen. Es sollte gut vorbereitet, während der Kooperationsphase intensiv begleitet und gegebenenfalls umfassend nachbereitet werden. Eine Step-by-Step-Beschreibung sowie hilfreiche Checklisten finden sich dazu im neuen Leitfaden „Kooperationen zwischen Wirtschaft und Tourismus“, der von Kohl † Partner für die Donaubergland Marketing und Tourismus GmbH mit Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit Baden-Württemberg erstellt wurde. Der Leitfaden zeigt nicht nur Kooperationsthemen und -felder auf, sondern enthält außerdem praktische Beispiele erfolgreicher Kooperationen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren. Mehr zum Projekt erfahren Sie unter www.donaubergland.business und den Leitfaden können Sie hier direkt herunterladen.

Sie würden gerne Ideen für Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen in Ihrer Destination entwickeln? Wir unterstützen Sie gerne und freuen uns auf Ihre Nachricht!

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